Krampl, Peter: Komplexe Nichtlineare Optik - Theoretische Charakterisierung der 2- Photonen Resonanz nichtzentrosymmetrischer Materie
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Kapitel 2

Hamilton´sche- Struktur nichtzentrosymmetrischer Materie

2.1            Potential nichtzentrosymmetrisch gebundener Elektronen

In diesem Abschnitt wird das unbeleuchtete System, d. h. , untersucht. Die nichtlineare Rückstellkraft der Oszillatoren entspricht einer harten Charakteristik.

 

(2.1)

 

Die Annahme, dass der Mediumresponse ohne Verzögerung, d. h. sofort erfolgt, impliziert durch die Kramers- Kronig- Beziehungen auch, dass das Medium zwingenderweise dämpfungsfrei und dispersionslos sein muss. Wenn es keine Dämpfung gibt  kann die nichtlineare, elektronische Rückstellkraft integriert werden zu:

 

(2.2)

 

Das sich daraus ergebende nichtlineare Potential setzt sich aus dem harmonischen Potential und einem anharmonischen Korrekturterm zusammen. Es werden demnach gerade und ungerade Kräfte in  zugelassen. Dieses Modell beschreibt die Physik der Elektronenbewegung in realen Materialien, weil das aktuelle Potential, das die Elektronen spüren, nicht perfekt parabolisch ist. In realen Kristallen zeigt sich das Wechselwirkungspotential zwischen benachbarten Atomen unsymmetrisch um die Ruhelage und weißt aufgrund des starken abstoßenden Potentials für kleine Abstände Asymmetrie auf, bei der der Schwerpunkt der Schwingungszustände wächst, während er bei einem ungestörten Parabelpotential unverändert bleibt und es keine Wechselwirkung zwischen den Phononen gibt. In einem Kristall liegt nun eine Vielzahl von Eigenfrequenzen  vor. Mit abnehmender Temperatur verbleibt eine immer größere Zahl dieser Oszillatoren im Grundzustand und deren Schwingungsfreiheitsgrade werden immer mehr ausgefroren.

 

 

 

 

Abbildung 21 zeigt das anharmonische Potential nichtzentrosymmetrischer Medien mit quadratischer Nichtlinearität, welches zum o. g. nichtlinearen Kraftgesetz gehört. Das harmonische Potential (quadratische Approximation) ist zum Vergleich mit eingezeichnet. Die quantisierten Energiezustände sind mit berücksichtigt.

 

 

 

Hier soll die Quantisierung des elektromagnetischen Feldes nur über die zweite Quantisierung motiviert werden. Der Grundzustand des Systems, d. h. der Erwartungswert des Vakuumzustands besitzt dabei die Energie:

 

(2.3)

 

mit  als Erzeuger und  als Vernichter im abstrakten Zustandsraum (Hilbertraum) mit zeitunabhängigen Zuständen, welche in der Mode  ein zusätzliches Photon erzeugt bzw. vernichtet und die Photonenzahl um 1 erhöht bzw. erniedrigt. Dabei wird das atomare System durch den Erzeuger vom Grundzustand in einen angeregten Zustand mit einer um  erhöhten Energie überführt. Entsprechend regt der Vernichter das atomare System ab auf einen neuen Zustand mit einer um  verminderten Energie:

 

(2.4)

 

(2.5)

 

Aufgrund des zeitabhängigen optischen Feldes stellen sich Floquet- Zustände ein und es müssen die zeitabhängigen Energiezustände des Atoms  betrachtet werden. Die zeitabhängigen Energien des Atoms können als Trajektorien im Phasenraum beschrieben werden.

 

(2.6)

 

In nicht- dissipativen Systemen bewegt sich somit die Spur von  auf der Oberfläche von  und macht  konstant. Das bedeutet, das Potential ist zeitlich konstant und die zeitunabhängige Schrödingergleichung liefert uns die stationären Zustände  und die dazugehörigen Energien . Mithilfe der kanonischen Quantisierung  lässt sich in Abhängigkeit der hermiteschen Operatoren  und  Energie in der kanonischen Quantisierung schreiben:

 

(2.7)

 

Dabei entspricht die Besetzungszahl der Zahl der Photonen in der Mode des Feldes. Somit ist nichtzentrosymmetrische Materie ein Hamilton´sches System. Die Form von  für positive Nichtlinearitäten  bei kleinen Energien ist ein einfaches Parabel- Potential, welches mit zunehmendem Energieinhalt zunehmend asymmetrisch bezüglich der Potentialachse verläuft. Für negative Nichtlinearitäten  und  besitzt das Potential eine an der Potentialachse vertikal gespiegelte Form. Das Potential würde in nicht- dissipativen Systemen mit zunehmendem Energieinhalt divergieren und Singularitäten bilden. In realen Systemen ist dies ausgeschlossen.

 

 

2.2            NZS gebundene Elektronen in dissipativer Umgebung

In realer Materie bewegen sich die Elektronen der Schnittstellenatome in dissipativer Umgebung. Deshalb werden bei unseren weiteren Potentialbetrachtungen dissipative Effekte durch Einführung der Dämpfung mit  berücksichtigt. Die ungestörte Schnittstellen- Differentialgleichung für dissipative Systeme, d. h. für  kann geschrieben werden mit:

 

(2.8)

 

Diese Form der Schnittstellengleichung wird für die weiteren Betrachtungen, bei der Untersuchung nichtzentrosymmetrischer Materie, als fundamentale Ausgangsgleichung herangezogen. Für einen Dämpfungsterm  ist das System dissipativ, denn es resultiert in einer negativen Divergenz des Geschwindigkeitsfeldes.

 

(2.9)

 

In dissipativer Umgebung mit  bewegt sich die Trajektorie von x auf der Oberfläche von , deren zeitliche Änderung von der Dämpfung abhängt und proportional zu  ist. Sie genügt der Beziehung:

 

(2.10)

 

 

2.3            Lyapunov- Stabilitätstheorem

In dissipativen Systemen ergibt sich die Situation, dass sich die Trajektorie von  zwar auf der Oberfläche von  bewegt, aber dieses nicht mehr konstant ist. Demnach verliert , in Abhängigkeit der Größe der Dissipation, mit der Zeit an Energie, sodass  abnimmt, solange bis  zum Gleichgewichtszustand konvergiert wo,  ist. Für  und  ist der einzige Gleichgewichtszustand beim Fixpunkt , und  erfüllt mit

 

(2.11)

 

das Lyapunov- Stabilitäts- Kriterium. Das heißt  ist global positiv definit und die Ableitung von  ist global negativ definit. Somit ist in diesem Fall  eine Lyapunov Funktion und  global asymptotisch stabil. Auf der anderen Seite gibt es einen weiteren (labilen) Fixpunkt auf dem negativen Peak. In diesem Fall werden die meisten Randbedingungen zum Gleichgewichtszustand im Grundzustand konvergieren, in dissipativer Umgebung wohlgemerkt. Ausgenommen sind die Randbedingungen, die der stabilen Mannigfaltigkeit des Gleichgewichtszustands auf dem Peak entsprechen, d.h. die diesen instabilen Fixpunkt stabilisieren.

 

 

 

Abbildung 22: Schematische Darstellung des Energieverlaufs nichtzentrosymmetrischer Systeme in Abhängigkeit der Nichtlinearität α mit eingezeichneter nichtdissipativer Trajektorie im Phasenraum . Die Nichtlinearität durchläuft in der Darstellung ein vollständiges Vorzeichen, wobei die Nichtlinearität von positiven (α>0, links) durch Achsenspiegelung zu negativen Werten wechselt ((α<0, rechts). Positive Anfangsauslenkung bewirkt die angegebene Schwingungsrichtung.

 

 

Abbildung 23 zeigt den Energieverlauf nichtzentrosymmetrischer Systeme in Abhängigkeit der Nichtlinearität α mit eingezeichneter dissipativer Trajektorie (γ>0) im Phasenraum

 

 

 

2.4            Fixpunkte und deren Stabilität

Die obige Form der dissipativen, störungsfreien Schnittstellengleichung, wird für die weiteren Betrachtungen bei der Untersuchung nichtzentrosymmetrischer Materie als fundamentale Ausgangsgleichung herangezogen. Das Gleichgewicht des Oszillators erhalten wir daraus durch Substitution von  

 

(2.12)

 

und somit gilt:

 

(2.13)

 

Deshalb ist der Punkt  immer ein Gleichgewichtspunkt. Zudem erscheint ein weiterer labiler Fixpunkt bei  für positive Nichtlinearitäten  und positiver natürlicher Resonanz  oder deren jeweiligen Negation . Für den Si- Kristall erhält man mit  eine labile Gleichgewichtslage im negativen Bereich

 

(2.14)

 

Wir untersuchen jetzt das Systemverhalten für kleine Amplitudenvariationen in der Umgebung dieser Fixpunkte. Die Stabilität der gefundenen Fixpunkte kann mittels der Untersuchung der Eigenwerte der Jakobi- Matrix verstanden werden. Die Jakobi Matrix wird aus der rechten Seite der oben formulierten Schnittstellen- Differentialgleichung für dissipative Systeme berechnet und lautet hierfür:

 

(2.15)

 

Daraus ergeben sich die Eigenwerte für den Gleichgewichtspunkt bei q =0 durch

 

(2.16)

 

mit

 

(2.17)

und

(2.18)

 

Für den zentralen Fixpunkt  lauten die zugehörigen Eigenwerte:

 

(2.19)

 

Daraus ergibt sich für μ ≠ 0 ein instabiles Gleichgewicht für reelles μ und lineare Stabilität für imaginäres μ. Die Hamilton´sche Struktur des Systems erzeugt Stabilität aufgrund der linearen Stabilität. Dabei ist  für . Wenn aber  wird, fallen die beiden Wurzeln in (2.18) zusammen und der Fixpunkt wird instabil, d. h. ein Repellor liegt hier vor. Für  und , d. h.  erhalten wir einen labilen Fixpunkt für die Imaginarität . Für  d. h.  erhält man einen stabilen Fixpunkt für reelles , d. h. die beiden Eigenwerte μ12 fallen zusammen, sodass dieser Punkt immer ein stabiles Zentrum, d. h. ein Attraktor sein muss. Als Ergebnis lässt sich eine asymptotische stabile Gleichgewichtslage für hochgedämpfte Systeme für  angeben und der Fixpunkt ist ein stabiler Knoten. Der Fixpunkt wird instabil für schwach gedämpfte Systeme  und ist vom Typ stabiler Strudel. Für negative Resonanzfrequenzen  ergibt sich ein Sattel. Für einen realen nichtzentrosymmetrischen Si- Kristall erhält man die komplexen Eigenwerte . Für den Si- Kristall erhält man instabile Fixpunkte. Der 2. Fixpunkt besitzt die Trajektoriekoordinaten  mit den zugehörigen Eigenwerten . Es ergibt sich daraus für  und , d. h.  ein instabiler Fixpunkt für imaginäres  und für , d. h.  ein stabiler Fixpunkt für reelles , somit eine stabile Gleichgewichtslage. Für die Fixpunkte  erhält man Sattelpunkte. Den 3. Fixpunkt erhält man für die Trajektoriekoordinaten  mit den Eigenwerten . Dieser Fixpunkt ist wieder instabil für schwach gedämpfte Systeme  und der Fixpunkt ist vom Typ stabiler Strudel. Für negative Resonanzfrequenzen  ergibt sich ein Sattel. Die Frequenz der kleinen Amplitude in der Umgebung des stabilen Fixpunkts ergibt sich zu .

 

 

 

 

2.5            Diskussion und Zusammenfassung:

In diesem Abschnitt wurde detailliert das Verhalten unbeleuchteter nichtzentrosymmetrisch gebundener Elektronen in dissipativer und nicht- dissipativer Umgebung analysiert. Dazu wurde zunächst das nichtlineare Potential nichtzentrosymmetrisch gebundener Elektronen analysiert. Die zeitlichen Floquet- Zustände des Atoms werden durch ein autonomes Hamilton- System in ein stationäres System entwickelt, sodass die Energien des Atoms in nichtdissipativer Umgebung konstant werden und somit auch das Potential konstant wird. Dabei wurde festgestellt, dass sich die Spur der Trajektorien im Phasenraum auf der Oberfläche von  bewegt und in nicht dissipativer Umgebung  konstant ist. In dissipativen Systemen verliert  diese Konstanz. Die Lyapunov Stabilitätsuntersuchung liefert für positive Nichtlinearitäten den einzigen Gleichgewichtszustand beim Fixpunkt  als global asymptotisch stabil. Für  gilt das Lyapunov- Stabilitäts- Kriterium und sie ist eine Lyapunov Funktion. Es wurden drei spezielle Punkte des Potentials nichtzentrosymmetrischer Materie durch die Analyse der entwickelten Jacobi- Matrizen identifiziert. Die dazugehörigen stabilen Eigenwerte μ konnten klassifiziert werden mit dem erzeugten analytischen Ausdruck . Für μ ≠ 0 ergab sich ein instabiles Gleichgewicht für reelles μ und lineare Stabilität für imaginäres μ. Die Hamilton´sche Struktur des Systems erzeugt Stabilität aufgrund der linearen Stabilität. Eine detaillierte Analyse der Umgebung der erhaltenen Fixpunkte ergab, dass der zentrale Fixpunkt in Abhängigkeit von den Parametern  und  stabilisiert werden kann. Für  wird der zentrale Fixpunkt instabil, und es liegt ein Repellor vor. Für  erhält man ein stabiles Zentrum in Form eines Attraktors. Als weiteres Ergebnis lässt sich eine asymptotische stabile Gleichgewichtslage für hochgedämpfte Systeme für  angeben und der Fixpunkt ist ein stabiler Knoten. Der zentrale Fixpunkt wird instabil für schwach gedämpfte Systeme  und er ist vom Typ stabiler Strudel. Für negative Resonanzfrequenzen  ergibt sich ein Sattel. Der 2. Fixpunkt mit den Trajektoriekoordinaten  ist für die Parameterrelation  ein instabiler Fixpunkt für imaginäres  und für  ein stabiler Fixpunkt für reelles , somit eine stabile Gleichgewichtslage. Für die Realwerte des Si- Kristalls erhält man für die Fixpunkte mit  Sattelpunkte. Den 3. Fixpunkt erhält man für die Trajektoriekoordinaten . Dieser Fixpunkt ist wieder instabil für schwach gedämpfte Systeme  und ist vom Typ stabiler Strudel. Für negative Resonanzfrequenzen  ergibt sich ein Sattel.

 


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